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persönliche Schmähungen sind eine delikate christliche Spezialität

Wie in diesem Blog schon erwähnt wurde, gehen persönliche Schmähungen von Schwulen und Lesben gerade hier in der Gegend besonders häufig Vertretern von Neu-Apostolischen, Gemeinde Gottes und Zeugen Jehovas über die Lippen, wie ich persönlich mehrfach erlebt habe.Genauso wichtig und zahlenmäßig eine viel größere Gruppe sind Baptisten und Evangelikale.  Diese Gruppierungen entstammen dem Pietismus, einer besonders in Schwaben weit verbreiteten, konservativen Form des evangelischen Glaubens.
Einige wichtige Ansichten dieser Gruppen sind:
  • Allein die Bibel zählt, d.h. die moralisch-ethische Reflektion befindet sich noch auf dem Stand von vor 2000 Jahren und darf nicht in Frage gestellt werden.
  • Evangelikale suchen gerne in der Weltgeschichte nach Zeichen des Wirken Gottes. Ein mir bekannter Evangelikaler, dem man durchaus normale Zurechnungsfähigkeit unterstellen kann, hat mir einmal erklärt, dass es seiner persönlichen Statistik nach jedes Jahr an Karfreitag regnet. Dies sei ein Zeichen dafür, dass Gott die Menschen zum Nachdenken über ihr Leben bringen will.  Nun leben in Weiler Rems circa 4000 Bürger und etliche Kilometer weiter südlich, vielleicht in Freiburg regnet es nie an Karfreitag, aber das kann einen echten Evangelikalen aus Weiler Rems nicht erschüttern.
  • Christliche Gläubige welche “nur” in der Landeskirche Mitglied sind, werden gerne als “Taufscheinchristen” oder “Namenschristen” verspottet.
  • Evangelikale und Baptisten verbindet mit anderen religiösen Splittergruppen die Tendenz sich selbst als Elite anzusehen. Dies muss man damit beweisen, dass man einen besonders moralischen Lebenswandel führt oder andere, vermeintlich unmoralische Menschen abwertet. Beliebtes Opfer in dieser Beziehung sind natürlich Schwule und Lesben.
Der Konflikt zwischen “lauwarmen” Namenschristen und besonders aggressiv ihren Standpunkt vertretenden Evangelikalen wird von oberster Stelle natürlich kleingeredet.
Ganz typisch dafür ist der evangelische Bischof Wolfgang Huber:

Dafür sprechen Evangelikale und Baptisten heutzutage in Bezug auf Haßattacken gegen Schwule und Lesben von bedauerlichen Einzelfällen. 
In Wahrheit sind es natürlich keine Einzelfälle und eine der wichtigsten Niederlagen in dieser Frage haben Baptisten letztes Jahr erlitten als sie versuchten den Ausschluss ihrer Kinder aus dem staatlichen Sexualkundeunterricht höchstrichterlich absegnen zu lassen. Das Ziel dahinter ist klar, nur wer seinen Kindern die Wahrheit vorenthält, kann ihnen die eigene homophobe Ideologie angedeihen lassen.
auch baptisten brauchen sexualkunde
Der Europäische Gerichtshof hält im übrigen Sexualkundeunterricht für alle Kinder für völlig unbedenklich.
Und hier nochmals die wichtigsten Fakten des staatlichen Sexualkundeunterrichts, für alle Baptisten und Evangelikale, die an diesem Tag den staatlichen Sexualkundeunterricht geschwänzt haben:
1. Nein, die Sonne dreht sich nicht um die Erde. Und die Erde ist auch keine Scheibe.
2. Homosexualität ist so natürlich wie blonde Haare, Sommersprossen oder ein Doppelkinn. (Naja, das mit  dem Doppelkinn ist nicht ganz wissenschaftlich erwiesen)
3. Homosexualität ist kein Lebensstil und es gibt auch keine Wahlmöglichkeiten zwischen einem heterosexuellen oder einem schwulen Leben, genauso wenig wie man sich ein Talent, eine Begabungen oder sportliche Fähigkeiten einfach “aussuchen” kann.
4. Da die Bibel in einer Zeit geschrieben wurde in der gewisse Fakten nicht bekannt waren, würde man die Bibel heutzutage dazu benutzen um sich zum Thema Atomkraft, Scheidungsrecht oder Höchststeuersatz eine Meinung zu bilden?  Sicherlich nicht, also warum ausgerechnet zum Thema “Homosexualität”?
Ach ja, hier noch eine letzte Bemerkung: Andere Menschen zu verleumden oder ihre Menschenwürde in Abrede zu stellen, und das mit Argumenten, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren, ist nicht besonders christlich. Es gibt Christen, die dies längst erkannt haben.



Kommentare

  1. Hallo X Man,

    ok, ich musste trotz der Ernsthaftigkeit deines Artikels schmunzeln, weil ich einfach fand... klasse geschrieben!!!!!!!

    Vorhin bin ich hier beim schmökern über einen Artikel von wegen Toleranz gegenüber Behinderten gefallen.

    Ich persönlich finde es wichtig, tolerant zu sein. Lasst doch die Leute leben wie sie wollen. Wir alle sind Menschen und sollten uns auch dementsprechend verhalten, wir könnten nämlich denken und das sollten einige da draußen mal langsam anfangen!!!!!!

    Ganz ehrlich, ich habe in der Medaibranche gearbeitet und keine Ahnung, da arbeiten so viele Lesben und Schwule..... diese Menschen waren meine Kollegen und Freunde, ich habe sie akzeptiert, bin mit ihnen befreundet gewesen, wir sind zusammen weg gegangen und hey.... mit nem Schwulen shoppen gehen hat was *grins*

    was ich sagen möchte ist einfach folgendes... früher haben sie Hexen verbrannt und ersäuft, dann haben alle auf die Ossis geschimpft (bin angespuckt worden) und jetzt sind die Schwulen und Lesben dran. Wer weiß wer als nächstes reif ist.

    schönen sonntag noch und habt einfach nur spaß an eurem Leben.

    Grüße aus Rhein Main

    Sandy

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  2. Danke Sandy, dein Kommentar ist ein wunderschöner Aufruf zu mehr Toleranz und macht mir und sicherlich vielen anderen Mut einfach "anders" zu sein und zu bleiben.
    Außerdem bestätigt dein Kommentar meine alte Theorie, dass Frauen in vielen wichtigen Fragen (wie z.B. Toleranz) einfach die klügeren Menschen sind.
    Viele Grüße aus der schwäbischen Provinz!

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