Das alte Rathaus von Weiler Rems, heute Verwaltungsstelle des Stadtteils Weiler Rems, wurde 1938 erbaut. Wie unschwer zu erkennen ist, steht über den großen schweren Holztüren am Eingang das Motto, welches die Erbauer 1937 für würdig empfanden, diesen repräsentativen Bau zu verzieren:
“Ein Volk, ein Wille.”
Das ist typisch völkisches Gedankengut. Die Bedeutung des Begriffs Volk wird überbetont, hypertrophiert, alles wird dem “Volk” untergeordnet, nationalistisches Denken ist die Folge, Überheblichkeit anderen Völkern gegenüber ebenso wie Ausgrenzung Andersdenkender, welche dann als “Volksverräter, Volksschädlinge oder Menschen die aus der “Norm” fallen, verurteilt werden.
Wer schwul ist oder einer anderen Minderheit angehört, die von den Nazis verfolgt wurde, weiß genau, welcher Ungeist von diesem Satz ausgedrückt wird.
Auch dass man bei jeder Europawahl, Bundestagswahl oder Landtagswahl in diesem Gebäude seine Stimme abgibt, mutet angesichts dieser Tatsache seltsam an. Wenn man in Weiler Rems wählen gehen möchte, muss man zuvor eine Türe durchschreiten über der der Nazi Spruch “Ein Volk, ein Wille” in Stein gehauen steht.
68 Jahre nach Ende der Nazi Zeit sollte es den Bürgerinnen und Bürgern gelingen, diese Inschrift am Rathaus von Weiler zu tilgen. Aber die Uhren gehen in Weiler bekanntlich anders, sehr anders.
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